Fechtabteilung 

Turnverein Gladbeck 1912 e. V.


[Fint-1] "Einführung in die Finten"

Vorwort:

Unter einer Finte versteht man die Täuschung des Gegners. Der Gegner wird durch das Vortäuschen eines Stoßes zu einer Parade verleitet, die man umgeht und in die neu geöffnete Blöße stößt. Die Finte ist natürlich nur dann erfolgreich, wenn sich der Gegner auch wirklich bedroht fühlt, wobei vor allem die Wahl des richtigen Momentes im Vordergrund steht. Finten erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn der Gegner auf sie reagiert, das heißt, wenn mit bestimmten Paraden gerechnet werden kann. Bei ruhigen und überlegenen Fechtern sind Finten nur schwer anzubringen. Sie finden ihre Anwendung bei Angriffs- und Tempoaktionen sowie bei Riposten. Das System der Finten ergibt sich aus der Umgehung der Paradenkombination, die der Gegner anwendet und die der Angreifer richtig berechnet hat. 

Mit Hinblick auf Turnierreifeprüfung werden hier nur die Stoßfinten besprochen. 

Einteilung der Finten

Die Bezeichnung der Finten richtet sich nach mehreren Gesichtspunkten: 

Nach den umgangenen Paraden 

- Einfache Finten

- Doppelfinten

- Kreisfinten (Zirkulationsfinten) 

Nach der Zeitwahl 

- Finte ins Tempo

- Freie Zeitwahl 

Nach der Vorbereitunqsaktion 

- Stoß-Finten

- Cavations-Finten

- Battuta-Finten

- Filo-Finten

- Zirkulations-Finten

- Coupe-Finten


Die Stoßfinte

Einer Stoßfinte geht das Anzeigen eines »geraden Stoßes« in eine gegnerische Einladung voraus. Der Gegner (Trainer!) versucht diesen Stoß mit beliebiger Parade zu parieren. Die Parade wird fintiert, und es folgt ein Stoß in die freigewordene Blöße. Insbesondere muß beim Anzeigen des „geraden Stoßes“ der Arm vollkommen gestreckt sein. Die Schulter des Waffenarmes wird zusätzlich noch ein wenig nach vorn geschoben. Sobald der Gegner zur Parade greift, umgeht man mit der Spitze spiralförmig (so klein wie möglich) die gegnerische Faust und stößt unverzüglich mit Ausfall in die offene Blöße. Die Spitze trifft, bevor das Ausfallbein aufkommt.

 

Beispiel: Stoßfinte gegen einfache Quart-Parade

 

   T    Stellt sich in Sixt-Einladung.

    S     Zeigt »geraden Stoß« in der oberen innere Blöße an.

  T     Pariert mit einer einfachen Quart-Parade.

     Fintiert diese Parade und stößt mit Ausfall in die obere-äußerere Blöße.

 

Dieses einfache Beispiel kann auf vielfache Weise verändert und mit anderen Aktionen kombiniert werden. Gegen alle Einladungen und gegen alle einfachen-, Kreis- sowie Wechselparaden kann dieser scheinbar leichte Angriff angewendet werden. Auch das Einflechten von Coupe-Angriffen ist in diesem Zusammenhang als sehr wirkungsvolle Aktion zu betrachten.

 

Kombiniert man diese Aktion mit „Schritt vor Ausfall“ oder „Sprunq vor Ausfall“, so muss man vor allem bei Anfängern darauf achten, daß bereits vor dem Schritt bzw. Sprung der gerade Stoß angezeigt wird und zwar so lange bis die Schritt- bzw. Sprungbewegung abgeschlossen ist. Erst dann umgeht man die gegnerische Glocke und setzt gleichzeitig zum Ausfall an.

Zu Beginn der Lernphase erfolgt der Ablauf dieser Aktion meist in 2 Zeiten (Tempi). Sobald der Schüler den Bewegungsablauf kennt, muss der Trainer den Schüler dazu erziehen, daß aus den beiden Bewegungsphasen eine einheitliche ineinanderfließende Bewegung entsteht. Hierzu sind alle Beinbewegungen möglich.