Die Position, Nomenklatur und Interpretation der einzelnen Paraden sind nicht einheitlich und haben sich im Laufe der Zeit und abhängig von der jeweiligen Fechtschule verändert.
Allen gemeinsam ist aber, dass Paraden zu den Defensivaktionen gehören, d.h. sie schützen die jeweiligen Blößen vor gegnerischen Angriffen unter Zuhilfenahme der Waffe, d. h. durch Klingenkontakt.
Die Ausführungen der hier gezeigten Positionen sind an die französische Schule angelehnt.
Traditionell wird der Oberkörper durch eine vertikal und eine horizontal gedachte Linie in 4 Sektoren aufgeteilt, so ergibt sich eine obere und eine untere Treffläche zur Horizontalen H sowie eine innere und äußere Treffläche rechts bzw. links der Vertikalen V. D. h. I := oben-außen, II := oben-innen, III := unten-außen und IV:= unten-innen.
Die nächste Abbildung ordnet die Paraden nicht nur den Sektoren zu, sondern berücksichtigt auch zusätzlich die ungefähre Lage der Glocke. Die Abbildung und der folgende Text beziehen sich auf einen Rechtshänder, d. h. bei Linkhändern ist zu spiegeln.
Die gezeigten Positionen sind idealtypisch und dienen der Orientierung, d. h. die Ausführungen können aus taktischen Erwägungen oder anatomischen Gegebenheiten des Fechters variieren und sich der jeweiligen Wettkampfsituation anpassen – Höhe der Faust, Faustlage, Steigung der Klinge etc. So ist es bspw. abhängig von der Mensur möglich, dass eine Primeparade mit einigem Abstand zum Körper in Brusthöhe den gegnerischen Angriff im Vorfeld abwehrt, im Nahkampf aber eng am Körper mit pronierter Faust (Klinge zeigt dabei senkrecht zum Boden => verhangene Prime) über oder sogar hinter den Kopf geführt wird.
Bei oberer Linie des Gegners konnte mehrfach vor allem im Florett beobachtet werden, dass statt einer Quinte, eine Quart-Parade genutzt wurde. Dabei wird die Glocke fast bis in Schulterhöhe angehoben und die Waffenhand, bei gleichzeitiger Drehung des Oberkörpers (Meidbewegung), so verdreht (starke Supination), dass die Klinge waagerecht liegt und die Spitze in Schulterhöhe, auf die gegnerische Schulter zeigt.
Es gibt vier traditionelle Paraden, die mit der Hand in Supination ausgeführt werden, und vier andere, die praktisch identisch in der Ausführung sind und mit der Hand in Pronation geführt werden. Hinzu kommen noch 2 Varianten, die sich im Turniergeschehen mittlerweile ethabliert haben, aber nicht den klassischen 8 Paraden zugeordnet sind, aber an dieser Stelle beschrieben werden.
Der nebenstehende Kreis mit einem Rechteck soll eine stilisierte Glocke mit der Stellung des Daumens als Rechteck aus der Sicht des Gegners (Frontansicht) darstellen um den Grad der Pronation bzw. Supination zu verdeutlichen.
Paraden können aus jeder Position durchgeführt werden und sind nach den Klingenlagen benannt, die man nach erfolgter Abwehr eingenommen hat.
Übungsform: Gruppe in Linie
Ü 01 Im Stand: Trainer erläutert, demonstriert und kontrolliert die korrekte Ausführung aller 10 Paraden und ihrer Contro-Paraden.
Ü 02 Mit SZ: Auf das Kommando des Trainers wechseln die Schüler mit jedem SZ die Parade auf dem SB, beginnend mit Prime (1). Schüler und Trainer starten aus der Sixteinladung.
Ü 03 Mit SZ: Der Trainer bewegt sich wortlos mit einem SV und zeigt eine Parade. Die Schüler bewegen sich mit einem SZ und nehmen die gleiche Parade ein. Schüler starten aus der Sixteinladung.
Ü 04 Mit SZ: Der Trainer bewegt sich mit einem SV und zeigt eine Parade. Die Schüler bewegen sich mit eine SZ und nehmen die nächstfolgende Parade ein. Schüler starten aus der Sixteinladung.
Beispiel : Trainer zeigt Quart => Schüler zeigt Quint
Übungsform: Partnerübung
Trainer T
Fechter A
Fechter B
Ü 01 Stand: T gibt eine Parade vor. Auf das Kommando von T führt A einen geraden Stoß in die passende Blöße aus. B pariert.
Ü 02 Mit SZ: A ist in Sixt -Einladung, B legt seine Spitze auf die Glocke von A (Bindungsdreieck). Mit jedem SV von A macht B eine Contro-Six, ohne die Klinge von A zu verlieren. Danach das gleiche mit den übrigen Klingenladen ausführen.
Ü 03 Mit AF: T gibt eine Parade vor. Auf das Kommando von T führt A einen geraden Stoß mit Ausfall in die passende Blöße aus. B pariert im Stand/ mit SZ simultan mit AB bzw. SB aus.
Ü 04 Mit AF: A ist in Sixt-Einladung, Auf das Kommando von T führt A einen geraden Stoß mit Ausfall in die Blöße oben-außen aus. B pariert statt in Quart, mit Contro --Sixt und ripostiert.
Ü 05 Mit AF: A ist in Sixt-Einladung, auf das Kommando von T führt A einen geraden Stoß mit Ausfall in eine beliebige Blöße aus. B pariert wahlweise mit direkter oder mit Contro-Paraden und ripostiert auf kürzestem Wege in die nächste freie Blöße.